Resiliente Menschen besitzen die Fähigkeit, Krisen, Rückschläge oder Verluste zu bewältigen und effektiv wieder in den Alltag zurückzufinden. Viele Unternehmen sehen Resilienz als einen entscheidenden Faktor für ihren Erfolg, da ein widerstandsfähiges Team flexibler reagieren und Herausforderungen positiver angehen kann. Doch warum sind manche Menschen belastbarer als andere? Was bedeutet es genau, resilient zu sein? Und wie können Führungskräfte und HR dabei unterstützen, ein resilienteres Team zu entwickeln?
Resilienz – Mentale Stärke, die wie ein Muskel trainiert werden kann
Viele von uns haben bereits Krisen erlebt, die uns aus der Bahn geworfen haben. Für manche bedeutet das den Beginn einer Abwärtsspirale. Andere hingegen schaffen es leichter, sich aufzurappelnund Lösungen für ihre Probleme zu suchen. Die Psychologie bezeichnet solche Menschen als “resilient”. Doch was bedeutet das genau? Was macht eine Person resilient? Ist Resilienz angeboren, oder kann man sie erlernen? In diesem Artikel klären wir diese Fragen auf.
Was bedeutet Resilienz?
Der Begriff “Resilienz” stammt vom lateinischen Wort resilire, was “zurückspringen” bedeutet. Der Begriff wurde zunächst in der Physik verwendet, um zu beschreiben, wie ein Material nach starken äußeren Einwirkungen wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehren kann.
In den 1970er Jahren fand der Begriff erstmals Anwendung in der Psychologie, wo er auf Menschen übertragen wurde. Zu dieser Zeit begannen die ersten Forschungen zu Resilienz, um grundlegende Fragen zu klären: Was ist Resilienz? Wie kann sie gemessen werden? Und was steckt hinter dem Phänomen?
Heutzutage beschreibt das Wörterbuch Resilienz als “psychische Widerstandskraft; die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen”.
Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Definitionen des Begriffs, aus denen verschiedene Resilienzmodelle abgeleitet wurden. Sie alle versuchen zu erklären, warum resiliente Menschen sich nach Lebenskrisen, traumatischen Erlebnissen oder anderen Belastungen schneller erholen als andere. Aus Sicht von HR bedeutet eine resiliente Belegschaft ein produktiveres und zufriedeneres Team. Wenn Mitarbeitende in der Lage sind, Stress und Herausforderungen im Arbeitsalltag effektiv zu bewältigen, gehen sie Hindernisse mit Selbstvertrauen und Gelassenheit an, was Burnout und Ineffizienzen reduziert.
Zudem fördert Resilienz eine Kultur des Wohlbefindens. Teammitglieder profitieren von besserer mentaler Gesundheit und höherer Zufriedenheit in ihren Rollen, was zu stärkerem Engagement, besserer Zusammenarbeit und einem höheren Sinn für Purpose führt. In Resilienz zu investieren, ist daher nicht nur ein Vorteil für Einzelpersonen, sondern eine strategische Entscheidung, die durch gesteigerte Motivation und Harmonie im Arbeitsumfeld den Geschäftserfolg nachhaltig stärkt.
Eine resiliente Belegschaft kann den Gesamterfolg des Unternehmens fördern, indem sie folgende Vorteile bietet:
- Verbessertes Stressmanagement: Resiliente Mitarbeitende sind besser in der Lage, mit Drucksituationen umzugehen, sodass Stress weder die Produktivität beeinträchtigt noch zu Burnout führt.
- Höhere Anpassungsfähigkeit: Resiliente Teams passen sich schnell an Veränderungen an, sei es bei neuen Projekten, organisatorischen Umstellungen oder unerwarteten Herausforderungen. Das reduziert z.B. Ausfallzeiten.
- Stärkere Teamzusammenarbeit: Resilienz fördert bessere Kommunikation und Konfliktlösung, sodass Teams auch in schwierigen Zeiten effektiver zusammenarbeiten können.
- Mehr Engagement und Innovation: Resiliente Mitarbeitende bleiben motiviert und bringen kreative Lösungen ein, was eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und des Erfolgs unterstützt.
Warum sind manche Menschen widerstandsfähiger als andere?
Forscher:innen beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dieser Frage und sind sich weitgehend einig, dass die Resilienz einer Person von mehreren Faktoren abhängt. Entscheidend ist, wie diese Faktoren miteinander interagieren.
Eine mögliche Erklärung für die Entwicklung von Resilienz liefert das sogenannte “Resilienz-Framework-Modell”. Dieses Modell beschreibt den Weg von den Stressoren, also der Krise, über Umweltfaktoren und persönliche Ressourcen bis hin zur erfolgreichen Anpassung der Person: “resilience framework model.” It traces the path from the stressors, i.e. the crisis, through environmental factors and personal resources to the person’s accomplished adaptation:
In der Abbildung sehen wir bereits einige der Faktoren, die im Anpassungsprozess eine Rolle spielen können. Unsere Umwelt liefert äußere Faktoren, während innere Faktoren aus der individuellen Persönlichkeit und den Eigenschaften einer Person stammen. Diese externen und internen Faktoren können unsere Resilienz entweder stärken – dann sprechen wir von Schutzfaktoren – oder schwächen, was sie zu Risikofaktoren macht.
Werfen wir einen genaueren Blick auf einige dieser Faktoren:
Äußere Schutzfaktoren aus der Umgebung könnten beispielsweise sein:
- Ein stabiler Freundeskreis
- Unterstützung durch die Familie
- Teamzusammenhalt am Arbeitsplatz
Äußere Risikofaktoren aus der Umgebung könnten z.B. sein:
- Armut
- Mangel an sozialen Kontakten
- Arbeitsdruck und Überstunden
Innere Schutzfaktoren, die aus der Persönlichkeit stammen, umfassen unter anderem:
- Ein hohes Selbstwertgefühl
- Eine zielorientierte Einstellung
- Akzeptanz und Toleranz
Innere Risikofaktoren könnten hingegen sein:
- Perfektionismus
- Angst vor Fehlern
- Selbstkritik
Die 7 Säulen der Resilienz für Teams und Führungskräfte
Verschiedene Resilienzmodelle definieren unterschiedliche Faktoren, die Menschen widerstandsfähiger machen. Ein bekanntes und etabliertes Modell stammt von Ursula Nuber, einer deutschen Psychologin und ehemaligen Chefredakteurin der Zeitschrift Psychologie Heute. Sie definierte die “sieben Säulen der Resilienz” wie folgt:
1. Optimismus
Resiliente Menschen sind grundsätzlich optimistisch und denken: Selbst schwierige Zeiten gehen irgendwann vorbei, und es gibt immer Möglichkeiten, die eigene Situation zu verbessern.
2. Akzeptanz
Resiliente Menschen können akzeptieren, dass sie manche Dinge (noch) nicht ändern können. Ebenso nehmen sie ihre eigenen Schwächen, Fehler und Grenzen an.
3. Handlungsfähigkeit
Resiliente Menschen sehen sich nicht als Opfer, sondern gestalten ihr Leben aktiv. Das bedeutet nicht, dass sie sich nie hilflos fühlen, aber sie ergreifen jede Möglichkeit zu handeln, wenn sie können.
4. Verantwortung übernehmen
Resiliente Menschen haben ein gutes Gespür dafür, was sie beeinflussen können und was nicht. Sie übernehmen keine Verantwortung für Dinge außerhalb ihres Einflussbereichs, scheuen sich jedoch nicht davor, Verantwortung für veränderbare Umstände zu übernehmen.
5. Zielorientierung
Resiliente Menschen konzentrieren sich nicht auf Probleme, sondern auf Lösungen.
6. Netzwerkpflege
Beziehungen zu anderen sind entscheidend für unsere Gesundheit. Resiliente Menschen pflegen aktiv ihr Netzwerk, teilen ihre Probleme und suchen Unterstützung.
7. Zukunftsplanung
Die Zukunft kann unsicher wirken, doch resiliente Menschen planen und setzen sich Ziele. Das stärkt ihre positiven Emotionen und ihr Selbstvertrauen.
Andere Modelle ergänzen diese Faktoren um Aspekte wie Selbstwirksamkeit, Realismus, Kreativität, Selbstfürsorge, Lernbereitschaft, Improvisationsfähigkeit, Empathie oder Impulskontrolle. Dennoch tauchen die sieben Säulen in nahezu allen Modellen in ähnlicher Form auf und werden daher oft als Grundlage der Resilienzforschung angesehen.
Die Vorteile von Resilienz: Warum es sich lohnt, widerstandsfähig zu sein
Resilienz gilt besonders im beruflichen Kontext als einer der Schlüssel zum Erfolg. Sie hilft uns, Herausforderungen gelassener zu begegnen. Drei Vorteile stechen dabei besonders hervor:
1. Guter Umgang mit Veränderung
Viele sagen, dass die einzige Konstante in der heutigen Arbeitswelt die Veränderung ist. Wer sich von Veränderungen nicht leicht aus der Ruhe bringen lässt, hat einen klaren Vorteil.
2. Anpacken in stressigen Situationen
Resiliente Menschen geraten selten in kopflose Panik. Sie lassen sich von einem Berg an Arbeit nicht einschüchtern, sondern beginnen damit, Lösungen zu finden, um diesen Berg wieder zu einem Maulwurfshügel zu machen.
3. Entspannung nach der Arbeit
Abschalten fällt in unserer schnelllebigen Zeit vielen schwer. Resilient Menschen schaffen es jedoch, selbst in stressigen Zeiten abzuschalten, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken.
All diese Fähigkeiten helfen, die Psyche zu schützen und Erschöpfung oder sogar Burnout zu vermeiden. Resilienz kann somit dazu beitragen, eine bessere Work-Life-Balance zu finden, Freundschaften leichter zu knüpfen und zu pflegen und dem Leben insgesamt offener zu begegnen.
Resilienz stärken – Acht praktische Tipps für mehr mentale Stärke
Nach 50 Jahren Resilienzforschung gibt es zahlreiche Empfehlungen, um widerstandsfähiger zu werden. Das Ziel ist, jene Schutzfaktoren zu fördern, die wir selbst beeinflussen können. Hier sind einige Tipps, die du ausprobieren kannst:
1. Suche nach neuen Herausforderungen
Erweitere deinen Horizont, indem du etwas Neues lernst. Zum Beispiel kann eine neue Sprache dir eine völlig andere Kultur eröffnen. Die kleinen Erfolge auf dem Weg stärken dein Selbstvertrauen – und dieses hilft dir, resilient zu bleiben, wenn es einmal nicht so gut läuft.
2. Wende dich den Menschen zu, die dir guttun
Eine gute Freundin, ein Familienmitglied oder ein verständnisvoller Lehrer: Jede Beziehung, die dir ein gutes Gefühl gibt, ist es wert, gepflegt zu werden. Zögere außerdem nicht, Hilfe anzunehmen, wenn du sie brauchst.
3. Konzentriere dich auf die Lösung, nicht auf das Problem
Statt ein Problem in all seinen Einzelteilen zu zerlegen und Schuldige zu suchen, überlege dir, wie du es lösen kannst. Mach dir die mögliche Lösung zu einem Ziel, auf das du hinarbeiten kannst.
4. Bleib zuversichtlich, auch wenn etwas schiefläuft
Manchmal läuft nicht alles wie geplant. Wenn wir lernen, Niederlagen als Teil des Lebens uns als Chance zu betrachten, können sie zu neuen Möglichkeiten werden.
5. Schreibe Tagebuch
Gedanken niederzuschreiben hilft vielen Menschen, loszulassen. Wenn wir notieren, was uns beschäftigt, verstehen wir oft besser, was in uns vorgeht, und können besser mit unseren Gefühlen umgehen. Studien zeigen, dass dies sich positiv auf unsere Stimmung auswirkt.
6. Mache dir bewusst, was du bereits geschafft hast
Jede:r hat schon Krisen durchlebt: eine misslungene Prüfung, das Ende einer Beziehung oder den Verlust eines geliebten Menschen. Wenn du dich gelegentlich daran erinnerst, was du alles schon geschafft hast, stärkst du dein Selbstbewusstsein und deine Zuversicht, auch zukünftige Herausforderungen zu meistern.
7. Investiere Zeit in Planung und Priorisierung
Besonders in stressigen Zeiten neigen wir dazu, hektisch zu arbeiten, um möglichst viel zu schaffen. Doch wenn du dir die Zeit nimmst, deinen Tag gut zu planen und Aufgaben zu priorisieren, kannst du auch in hektischen Phasen die wirklich wichtigen Dinge erledigen. Das Gefühl, etwas erreicht zu haben, motiviert und beruhigt zugleich.
Wie Führungskräfte und HR eine resiliente Belegschaft aufbauen können
Individuelle Resilienz ist entscheidend. Doch als HR-Verantwortliche:r oder Führungskraft hast du die einzigartige Möglichkeit, nicht nur deine eigene Resilienz zu stärken, sondern auch die deines gesamten Teams – und so die Leistung deines Unternehmens zu steigern. Hier sind einige Ansätze für den Anfang:
1. Offen und ehrlich kommunizieren
Klare Kommunikation sorgt dafür, dass sich alle auf dem gleichen Stand fühlen. Wenn dein Team versteht, wie es dem Unternehmen geht, sind Herausforderungen oder plötzliche Veränderungen weniger überraschend. Fördere eine Kultur der Transparenz, in der Mitarbeitende sich sicher fühlen, ihre Sorgen und Schwierigkeiten anzusprechen. Regelmäßige Einzelgespräche, Feedbackrunden und eine offene Tür können helfen, Stresspunkte frühzeitig zu erkennen.
2. Möglichkeiten zur Weiterentwicklung schaffen
Resilienz wächst, wenn Mitarbeitende sich kompetent und gut vorbereitet fühlen. Biete Schulungen an, die Problemlösungsfähigkeiten, Anpassungsfähigkeit und den Umgang mit Veränderungen stärken. Fördere kontinuierliches Lernen durch Kurse, Seminare oder Mentoring-Programme.
3. Teamzusammenhalt fördern
Starke zwischenmenschliche Beziehungen am Arbeitsplatz sind ein Schlüssel zur Resilienz. Organisiere Teambuilding-Aktivitäten, soziale Veranstaltungen oder gemeinsame Projekte, um die Bindungen zwischen den Teammitgliedern zu stärken. Ein unterstützendes Team kann in schwierigen Zeiten wie ein Sicherheitsnetz wirken.
4. Work-Life-Balance unterstützen
Gehe sicher, dass Mitarbeitende Zeit und Raum haben, um sich zu erholen. Fördere flexible Arbeitsmodelle, stelle realistische Anforderungen und ermutige dazu, regelmäßige Pausen einzulegen. Wenn du Burnout vorbeugst, schaffst du ein Umfeld, in dem Resilienz gedeihen kann.
5. Mentale Gesundheit fördern
Stelle Ressourcen für die mentale Gesundheit bereit, wie beispielsweise Beratungsangebote oder Workshops zur Stressbewältigung. Die Anerkennung der Bedeutung von mentaler Gesundheit zeigt deutlich, dass das Wohlbefinden der Mitarbeitenden Priorität hat.
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