Stress kann langfristig erhebliche gesundheitliche Folgen haben und im schlimmsten Fall zum Burnout führen – einem Zustand tiefer Erschöpfung, begleitet von Motivationsverlust und fehlender Energie. Die Auswirkungen sind nicht nur individuell spürbar, sondern treffen auch die Wirtschaft hart: Burnout verursacht jährlich Milliardenverluste durch krankheitsbedingte Ausfälle und nachlassende Produktivität. Doch wie können Unternehmen aktiv gegensteuern und ihre Mitarbeiter nachhaltig unterstützen?
Was ist ein Burnout Syndrom?
Das Burnout-Syndrom beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, mentaler und körperlicher Erschöpfung, der meist durch anhaltenden chronischen Stress, insbesondere im Arbeitsumfeld, ausgelöst wird. Es führt häufig zu Motivationsverlust, verminderter Leistungsfähigkeit und gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Häufig tragen verschiedene Faktoren zu einem Burnout bei. Ursachen von Burnout sind unter anderem:
- hoher Zeitdruck
- große Verantwortung
- nicht klar definierte Erfolgskriterien
- fehlender Handlungsspielraum
- Schwierigkeiten sich abzugrenzen
- hohe Leistungsanforderungen der Gesellschaft
- finanzieller Druck
- anhaltender Stress
- mangelnde Erholung
Generell wird Burnout als Arbeitsplatzphänomen eingestuft. Seit 2022 ist Burnout offiziell von der Weltgesundheitsorganisation im ICD-11 (International Classification of Diseases) anerkannt. Allerdings nicht als eigenständige psychische Erkrankung sondern unter dem Code “Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung”.
Wie unterscheiden sich Burnout und Depression
Burnout und Depression haben viele ähnliche Symptome wie starke Erschöpfung und Niedergeschlagenheit. Der Hauptunterschied liegt in der Ursache (bei Burnout berufsbezogener Stress vs. allgemeine psychische Erkrankung) und den spezifischen Symptomen (bei Depression zusätzlich zu den gemeinsamen Symptomen z.B. mangelndes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, suizidale Gedanken).
Ein Burnout kann das Risiko erhöhen, an einer Depression zu erkranken, aber nicht jedes Burnout bedeutet, dass man auch eine Depression hat.
Wichtige Warnzeichen: So kannst du Burnout erkennen
Viele fragen sich, wie sich ein Burnout äußert. Oft werden die Symptome von Burnout in drei Beschwerdebereiche unterteilt.
- Erschöpfung: Betroffene beschreiben häufig das Empfinden innerer Leere, mangelnder Energie, Müdigkeit oder Niedergeschlagenheit. Körperlich zeigt sich das zum Teil durch Magenprobleme, Schlafstörungen, Rücken-, Kopf oder andere Schmerzen.
- Entfremdung: Viele Leidtragende entwickeln eine hohe emotionale Distanz von ihrer Arbeit, teils auch von Kolleg:innen.
- Verringerte Leistungsfähigkeit: Burnout äußert sich auch durch fehlender Konzentration, Lustlosigkeit und mangelnder Kreativität. Viele Betroffene fühlen sich auch überfordert oder überwältigt von ihren Aufgaben.
Anzumerken ist jedoch, dass es keine eindeutige und abschließende Liste von Beschwerden gibt.
Was kann man tun, wenn man das Gefühl hat, ein Burnout droht?
Wenn man erste Warnzeichen eines drohenden Burnouts bei sich erkennt, ist es wichtig, sofort Maßnahmen zu ergreifen, um die eigene mentale Gesundheit zu schützen. Denn je früher eingeschritten wird, umso besser die Chancen zu genesen und desto weniger Leidensdruck.
- Abstand zu Stressauslösern schaffen: Im ersten Schritt geht es darum, dass Betroffene sich mental und körperlich erholen können. Je nach Situation kann das bedeuten, sich krankschreiben zu lassen, (einen längeren) Urlaub zu nehmen oder auch die Arbeitszeiten temporär zu reduzieren.
- Professionelle Hilfe suchen: Betroffene sollten sich zudem professionelle Hilfe holen und z.B. mit einem Hausarzt oder einer Hausärztin, einer Therapeut:in oder einem Psychiater sprechen. Für schnelle Hilfe, kannst du dich auch bei der Telefonseelsorge melden (0800 1110111)
- Ressourcen aktivieren: Bemerkt man immer öfter, dass alles zu viel wird, ist es sinnvoll zu reflektieren, welche Ressourcen in der Vergangenheit schon geholfen haben, sich zu regenerieren. Das können beispielsweise Gespräche mit Freunden sein, mehr Zeit in der Natur, bestimmte Hobbies oder Selbstfürsorge-Praktiken. Auch Gespräche mit Coaches, Meditation oder progressive Muskelentspannung können dazu gehören.
- Eine gute Grundlage schaffen: Die Grundlagen der mentalen Gesundheit (Schlaf, gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung) sind in Zeiten von wahrgenommener Überlastung besonders wichtig und sollten priorisiert werden.
Was sind Ursachen von Burnout?
Burnout entsteht durch eine Kombination von Arbeitsbelastungen, unzureichender Unterstützung, mangelnder Work-Life-Balance und persönlichen Eigenschaften.
Arbeits- und Umfeldbedingte Faktoren
- Übermäßiges Arbeitspensum: Hierzu tragen beispielsweise zu viel Verantwortung oder auch zu geringe Kapazitäten und Ressourcen im Team bei.
- Konflikte im Team: Häufige Probleme mit Kolleg:innen und ein geringes Zugehörigkeitsgefühl können zum Entstehen von Burnout beitragen.
- Unklare Rolle und Aufgaben: Nicht klar definierte Verantwortlichkeiten und Erfolgskriterien sowie widersprüchliche Anforderungen sind klare Risikofaktoren.
- Große oder häufige Veränderungen: Mitarbeitende haben eine bedingte Toleranz für Veränderungen. Ständige Änderungen bzgl. Prozessen, Führung, Erwartungen und Aufgaben können zum Burnout beitragen.
- Fehlende Anerkennung: Wenn eine Person kontinuierlich harte Arbeit leistet, aber keine angemessene Wertschätzung oder Anerkennung für ihre Leistungen erhält, kann dies zu einem Gefühl der Entmutigung und Frustration führen.
- Schlechte Führung: Fehlende Unterstützung, unklare Kommunikation, übermäßiger Druck oder mangelnde Autonomie – Führungskräfte können auf vielfältige Weise, das (Arbeits-)Leben ihrer MItarbeitenden negativ beeinflussen
Persönliche Risikofaktoren
- Unfähigkeit Grenzen zu setzen: Nichtwenige Menschen tun sich schwer, sich effektiv von ihrer Arbeit abzugrenzen und nein zu sagen, wenn es notwendig ist.Denn ein ja zu anderen ist oft ein nein zu sich selbst.
- Perfektionismus: Das ständigeStreben nach makelloser Leistung und unrealistisch hohen Standards kann zu Dauerstress und hoher Belastung führen.
- Mangel an Selbstfürsorge: Einvernachlässigter oder geringer Fokus auf die eigene Gesundheit (Schlaf,Bewegung, etc.) und das eigene Wohlbefinden (Erholung, sozialeAktivitäten, etc.) kann zu Burnout beitragen.
- Ungesunde Routinen undBewältigungsstrategien: Schlechte Gewohnheiten wie bspw. übermäßigerSocial Media Konsum, Substanzmissbrauch und wenig Bewegung können zu einem Burnout beitragen.
Was tun bei ersten Anzeichen von Burnout?
Bei Anzeichen von Burnout empfiehlt es sich an eine/n Arzt/Ärztin oder Psychologen/Psychologin zu wenden. Für viele ist ihr/e HausarztHausärztin der erste Ansprechpartner. Die größte Hürde ist jedoch häufig, dass die betroffene Person ihren Zustand selbst erkennt und akzeptiert.
Wie wird ein Burnout festgestellt?
Um ein Burnout zu erkennen, werden in der Regel eine Kombination aus klinischer Diagnose, Fragebögen und Interviews genutzt. Zur Diagnosestellung gehören typischerweise folgende Schritte
- Anamese und ausführliche Gespräche mit Arzt bzw. Ärztin oder Therapeut:innen
- Verwendung standardisierter Fragebögen und psychologischen Tests
- Eine körperliche Untersuchung, um physische Ursachen auszuschließen
- Ggf. Laboruntersuchungen
- Ggf. Beobachtung und Verlaufskontrolle
Kann man mit Burnout arbeiten gehen?
Bei einem Burnout sollten Betroffene nicht arbeiten, da sie in der Regel nicht mehr arbeitsfähig sind. Zudem sollten sie ihre Therapie oder Genesungsmaßnahmen nicht zu früh beenden. Es empfiehlt sich diese zunächst auch beim Wiedereintritt in das Berufsleben beibehalten, andernfalls kann ein Rückfall drohen. Eine Therapie von vier bis acht Wochen ist im Normalfall eine gute Zeitspanne. Die meisten Betroffenen sind nach einer Therapie wieder arbeitsfähig.
Wie lange wird man bei einem Burnout krankgeschrieben?
Wie lange man bei Burnout krankgeschrieben wird, ist sehr individuell. Bei manchen Betroffenen sind einige Wochen Behandlung ausreichen, bei anderen sind längere Krankschreibungen notwendig. Behandelt werden kann ambulant und stationär. 2023 lagen durchschnittliche Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankung in Deutschland bei ~33 Tagen (Statista, 2024).
Besteht für Burnout-Betroffene ein Anspruch auf Lohnfortzahlung bis zur Genesung? Kurz gesagt nein. Arbeitnehmer dürfen im Jahr bis zu sechs Wochen krankgeschrieben sein, ohne dass eine Kündigung droht. In dieser Zeit ist der Arbeitgeber verpflichtet, das Gehalt fortzuzahlen. Bei mehr als 5 Jahren Betriebszugehörigkeit erhöht sich dies auf 8, bei 15 Jahren auf 12 Wochen. Nach diesem Zeitraum folgen weitere 4 Wochen, in denen die Entgeltvorzahlung die Hälfte des bisherigen Lohns beträgt.
Wichtig ist, dass Betroffene sich ein ärztliches Attest ausstellen lassen. In diesem muss jedoch nicht der Grund für die Krankschreibung stehen. Besteht die Krankheit länger als sechs Wochen zahlt die Krankenkasse Krankengeld. Dieses kann mindestens 26 Wochen bezogen werden.
Im Krankenstand besteht kein Kündigungsschutz. Bei einer Kündigung im Krankenstand endet das Arbeitsverhältnis zur Kündigungsfrist. Es besteht jedoch weiterhin Anspruch auf Entgeltfortzahlung bis der/die Betroffene wieder genesen ist, maximal jedoch bis der Entgeltfortzahlungsanspruch ausgeschöpft wurde.
Tipps zur Prävention von Burnout am Arbeitsplatz
Endlich Freitag, die Woche ist geschafft, aber so richtig kommen deine Mitarbeiter:innen gedanklich nicht ins Wochenende? Stattdessen kreisen die Gedanken um noch zu erledigende Aufgaben, das bevorstehende Meeting am Montag und die E-Mail, die noch beantwortet werden muss. Vielleicht noch schnell heute Abend?
Stress kann auf Dauer krank machen und führt nicht selten zum Burnout – also einem Gefühl der Erschöpfung, das mit Motivationsverlust, fehlender Energie und gesunkener Wirksamkeit einhergeht. Chronischer Stress am Arbeitsplatz ist “ansteckend” und kann sich auf das gesamte Team auswirken. Stress und letztlich Burnout vermeiden, heißt Fehler vermeiden, Ausfälle aufgrund von Krankheit reduzieren und die allgemeine Zufriedenheit am Arbeitsplatz erhöhen.
Zu effektiven Maßnahmen für Burnout gehören unter anderem:
- Kommunikation über mentale Gesundheit am Arbeitsplatz innerhalb des Teams
- Ansprechpartner:innen, die für Einzelgespräche zur Verfügung stehen
- Gefühle erkennen und kommunizieren lernen
- Lösungsorientierte Kommunikation mit Mitarbeiter:innen
- Offener Dialog über berufliche und persönliche Ziele
- Verständnisvoller Umgang innerhalb des Teams/Unternehmens
- Meditationsübungen zur Stressreduktion
- Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, die gerade auch von Manager:innen eingehalten werden sollte
- Hobbys als Bewältigungsmechanismus gegen Stress etablieren
- Warnzeichen eines auftretenden Burnouts, wie Erschöpfung und Gereiztheit, erkennen
- Einen positiven und optimistischen Arbeitsplatz schaffen, der Gelassenheit fördert
Führungskräfte haben Vorbildfunktion
Die Vorbildfunktion von Führungskräften ist entscheidend – sie geben das Arbeitstempo vor und beeinflussen damit direkt das Stressniveau ihrer Mitarbeitenden. In einem Unternehmen, das Stress als Normalzustand akzeptiert, entstehen zwangsläufig gestresste und schnell erschöpfte Teams. Besonders das Homeoffice, trotz der gewonnenen Flexibilität, bringt zusätzliche Herausforderungen für die Balance zwischen Arbeit und Freizeit mit sich.
Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte diese Balance aktiv respektieren. Dazu gehört beispielsweise, keine E-Mails mitten in der Nacht zu verschicken, selbst wenn eine Aufgabe dringend erscheint. Überlege stets, wie deine Kommunikation die Mitarbeitenden während ihres wohlverdienten Feierabends beeinflussen könnte. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit ist essenziell, um Stress und letztlich auch Burnout vorzubeugen. Sie hilft dabei, gedanklich abzuschalten und den Fokus auf die Bereiche zu lenken, die gerade wirklich Priorität haben.
Wie man mit Burnout im Team umgeht
Burnout kann ähnlich wie Stress eine ansteckende Wirkung haben – die Erschöpfung eines einzelnen Teammitglieds kann sich negativ auf das gesamte Team auswirken. Daher ist es essenziell, frühzeitig zu handeln und die betroffene Person gezielt zu entlasten. Führungskräfte sollten prüfen, ob Deadlines angepasst oder Aufgaben an andere Teammitglieder delegiert werden können. Zudem können Einzel- und Gruppengespräche wertvolle Ansätze zur Bewältigung der Situation liefern, indem zentrale Fragen thematisiert werden:
- Wie kann das Stressniveau im Arbeitsalltag reduziert werden?
- Welche Maßnahmen fördern einen besseren Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit?
- Was schätze ich an meiner Arbeit, und was könnte verbessert werden?
- Wie lässt sich der Fokus von negativen Aspekten hin zu positiven Erfahrungen lenken?
- Welche Strategien nutzen andere Teammitglieder, um Stress erfolgreich zu bewältigen?
Offene und ehrliche Kommunikation gibt den Mitarbeitenden das Gefühl, nicht allein gelassen zu werden, und kann Ängste sowie das Gefühl des Versagens lindern.
Burnout frühzeitig erkennen und gezielt handeln
Führungskräfte sollten in der Lage sein, frühe Anzeichen eines drohenden Burnouts zu erkennen. Symptome wie verzögerte Abgaben, chronische Erschöpfung oder erhöhte Reizbarkeit können Warnsignale sein. Ein persönliches Gespräch mit der betroffenen Person ist unerlässlich, um Ursachen zu klären und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Beispielsweise kann ein neues Ziel, wie eine Weiterbildung, ein neues Projekt oder ein Wechsel in eine andere Abteilung, dazu beitragen, die Unzufriedenheit zu verringern und Wertschätzung zu vermitteln.
Unterstützung und Prävention durch nilo
nilo bietet Unternehmen umfassende Unterstützung durch Mitarbeiterberatung mit ausgewählten Psycholog:innen und Coaches. Zusätzlich können Angestellte eigenständig mithilfe eines Tests ihren aktuellen psychischen Gesundheitszustand evaluieren. Gruppengespräche, entweder intern oder mit externen Teilnehmer:innen, schaffen Raum für offene Diskussionen und helfen, Stressoren frühzeitig zu identifizieren. Besonders für Führungskräfte ist eine Sensibilisierung für die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden von zentraler Bedeutung. In speziellen Coachings lernen sie, Anzeichen für Überlastung rechtzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Förderung einer positiven Arbeitskultur
Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz ihrer Teams vor Burnout. Eine positive Arbeitskultur, die offene Kommunikation und die Balance zwischen Arbeit und Freizeit aktiv fördert, ist dabei unverzichtbar. Teams sollten ermutigt werden, Kritikpunkte, Anregungen und Erfolge in einem unterstützenden Umfeld zu teilen.
Zusätzliche Gruppengespräche, die sich nicht nur auf Arbeitsinhalte, sondern auch auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden konzentrieren, können sowohl die Teamzusammengehörigkeit als auch die individuelle Zufriedenheit steigern. Die Botschaft „Gemeinsam schaffen wir das“ vermittelt Zuversicht und ist ein wirkungsvolles Mittel, um einem kollektiven Burnout vorzubeugen.