Alles, was du über mentale Gesundheit am Arbeitsplatz wissen musst – von unserer Expertin. In unserer Serie beantwortet Dr. Katharina Koch, klinische Psychologin und Head of Psychology bei nilo.health, häufig gestellte Fragen. Das Thema dieser Ausgabe: Wie kann ich als HR Führungskräfte unterstützen und wie können sie mit komplexen Themen wie mentaler Gesundheit im Team umgehen?
Welchen Einfluss haben Führungskräfte auf die mentale Gesundheit ihres Teams?
Welchen Einfluss haben Führungskräfte auf die mentale Gesundheit ihres Teams?
Der Einfluss ist enorm. Laut einer Forbes-Umfrage haben Vorgesetze für 69 % der Menschen von allen anderen Personen den größten Einfluss auf ihre mentale Gesundheit hat – vergleichbar mit dem Einfluss eines Partners!
Es ist deshalb nicht überraschend, dass eine Führungsstil, der auf psychologische Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden Wert legt, zu guten Ergebnissen führt. Studien haben gezeigt, dass empathische Führung die Innovation um 61 % und die Motivation im Unternehmen um 76 % steigern kann. Sie fördert auch die Mitarbeiterbindung, indem sie eine Arbeitsumgebung schafft, in der Mitarbeitende gerne ihre Zeit und Energie einbringen.
Wie kann ich – und andere Führungskräfte – mit komplexen Themen wie mentaler Gesundheit im Team umgehen?
Investiere in regelmäßige Weiterbildungen. Achte darauf, dass du und andere Führungskräfte sich regelmäßig weiterbilden, beispielsweise in Bezug auf psychologische Gesundheit, gesunde Führung, Feedback oder dem Erkennen von mentalen Herausforderungen am Arbeitsplatz.
So erkennst du einerseits erste Anzeichen für mentale Gesundheitsproblemen bei dir selbst und bei anderen und erhältst außerdem Tipps, wie du erste Hilfe leisten kannst. Weiterbildungen zu diesen Themen tragen auch dazu bei, das Stigma rund um mentale Gesundheit am Arbeitsplatz abzubauen, Stress zu vermeiden und das mentale Wohlbefinden im Team zu schützen.
Dadurch lernst du:
- Die Anzeichen zu erkennen: Biete Unterstützung bevor Herausforderungen zum Problem werden, indem zu die Warnsignale erkennst, wie z. B. verändertes Verhalten oder Leistung des Mitarbeiters, häufige Abwesenheit sowie ein plötzlicher Rückzug.
- Das Gespräch anzustoßen: Stelle sicher, dass sich deine Mitarbeitenden unterstützt fühlen und nicht under Druck fühlen. Frag nach, was sie brauchen, biete ihnen Unterstützung an und plane die nächsten Schritte. Plane auch ein weiteres Meeting für ein Check-in ein.
- Aktiv zuzuhören: Nutze die Gelegenheit, um deinem Team einerseits zu vermitteln, dass sie gehört werden und um andererseits Einblick in Probleme und Strukturen zu erhalten, die evtl. zu einer negativen Kultur beitragen.
Wie spreche ich es am besten an, wenn ich den Eindruck habe, dass ein Teammitglied von mir Probleme hat?
Schaffe ein Umfeld, das nicht in eine Konfrontation ausartet. Niemand sollte sich in die Enge getrieben oder unter Druck gesetzt fühlen. Verwende Formulierungen wie „Ich mache mir Sorgen… “ oder „Ich sehe, dass…“ und zeige deine Wertschätzung für die Betroffenen. Du kannst auf bestimmte Veränderungen hinweisen, die dir aufgefallen sind und dein Teammitglied nach ihrer oder seiner Perspektive fragen. Was und wie viel preisgegeben wird, sollte aber komplett dem Mitarbeitenden überlassen werden.
Sprich in diesem ersten Gespräch keine Konsequenzen oder Auswirkungen auf das Unternehmen an. Frag dein Teammitglied, was in der aktuellen Situation helfen kann und plane das weitere Vorgehen. Plane auch direkt ein Folgemeeting ein, um zu signalisieren, dass du die Situation ernst nimmst und auch nach diesem ersten Gespräch unterstützen möchtest.
Es ist nicht zwingend notwendig, dass dieses erste Gespräch sehr lang ist oder konkrete Antworten liefert – es geht mehr darum, psychologische Sicherheit aufzubauen und der Grundstein zu legen, um gemeinsam einen Weg zu finden.
Wenn jemanden gravierendere mentale Gesundheitsprobleme hat, solltest du Expert:innen für mentale Gesundheit hinzuziehen. So wie du auch nicht versuchen würdest, das gebrochene Bein eines Mitarbeitenden selbst zu versorgen, solltest du auch in Bezug auf mentale Gesundheit darauf vorbereitet sein, dir im Ernstfall Unterstützung zu holen
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